Vegane und vegetarische Fischersatzprodukte sind interessant, aber sind sie auch besser? Die Verbraucherzentrale Hamburg beantwortet die Frage nach einem Marktcheck mit einem klaren „Kommt drauf an“: auf den Blickwinkel nämlich. Wer vor allem die Umwelt schonen will, liegt mit den pflanzlichen Alternativen richtig.
Wer seiner Gesundheit etwas Gutes tun möchte, sollte die Zutatenlisten besser genauestens studieren. Wer aber seinen Geldbeutel zu schonen plant, der ist mit Original-Fischprodukten oft besser bedient, lautet das Fazit der Hamburger Verbraucherschützer.
Die hohen Preise ärgern Jana Fischer, Lebensmittelexpertin der Hamburger Zentrale. Fischstäbchen der Marke Pro La Terre etwa waren beim Testkauf mit 2,99 Euro für die 180-Gramm-Packung oder 16,61 Euro umgerechnet auf ein Kilo mehr als doppelt so teuer wie normale Fischstäbchen eines Markenherstellers. Die Marken Vegafit und Greenlegend lagen 80 Prozent über dem Preisniveau von Fischstäbchen aus Fisch.
Alle drei Produkte enthalten laut Fischer in erster Linie kostengünstige Hauptzutaten wie Wasser, Weizenmehl oder Weizengluten, bei den Stäbchen von ProLaTerre immerhin in Bioqualität. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass Verbraucherinnen und Verbraucher trotz preiswerter Inhaltsstoffe für Veggie-Essen mehr Geld auf den Tisch legen müssen“, so die Expertin. Im Schnitt lag der Preis bei pflanzlichen Fischstäbchen immer noch um 50 Prozent höher als bei konventioneller Ware.
Eine hohe Nachfrage ermöglicht Herstellern und Händlern, bei Alternativen auf Pflanzenbasis über die Lieferkette kräftig abzusahnen. Im vergangenen Jahr stieg deren Erzeugung nach Angaben des Statistischen Bundesamts in Deutschland um 39 Prozent auf knapp 84 Millionen Tonnen.
Fast ebenso steil legte mit einem Plus von 37 Prozent auf 374,9 Millionen Euro der Wert dieser Produkte zu. Im Vergleich zu Fisch und Fleisch erreichen Ersatzerzeugnisse aber nur einen Marktanteil von rund einem Prozent.
Doch der dürfte nach den meisten Prognosen steigen. Viele Konsumenten wollen einfach mal testen, wie alternative Produkte auf Pflanzenbasis schmecken. Das zeigte eine Umfrage des Instituts Forsa für den Ernährungsreport 2021 der Bundesregierung. Danach nannten 71 Prozent der Befragten, die schon einmal vegetarische oder vegane Alternativen gekauft hatten, Neugier als Hauptmotiv.
Doch auch die Zahl der Überzeugungskäufer wächst. Nach einer Allensbach-Umfrage aus dem vergangenen Jahr leben in Deutschland 6,5 Millionen Vegetarier, rund 1,13 Millionen Menschen bezeichnen sich als Veganer.
FĂĽr viele Konsumenten spielen Umweltschutz und Nachhaltigkeit eine Hauptrolle, wenn sie sich fĂĽr Nahrungsmittel auf Pflanzenbasis entscheiden. GegenĂĽber Forsa nannten 59 Prozent Tierschutz und 54 Prozent die positiven Auswirkungen des Verzichts auf Fisch und Fleisch als KaufgrĂĽnde.
Die von den Hamburger Verbraucherschützern unter die Lupe genommenen Produkte bestanden aus Möhren, Schwarzwurzel, Jackfrucht, Soja-Tofu oder Weizeneiweiß. Die Hauptzutaten – außer der Jackfrucht – und die genutzten Speiseöle kommen nach den Ergebnissen überwiegend aus Deutschland oder anderen europäischen Ländern.
„Das ist ein klarer Pluspunkt im Vergleich zu echtem Fisch, der auch mal im weit entfernten Pazifik gefangen wird“, meinte Fischer. Zum einen würden die kürzeren Transportwege bei der Dämpfung des Klimawandels helfen, zum anderen könnten sich die Fischbestände nun leichter erholen.
In Sachen Nährwert können die pflanzlichen Produkte allerdings nach Angaben der Verbraucherzentrale meist nicht mit den Originalen aus dem Wasser mithalten. Einige Produkte mit Möhren oder Jackfrucht als Hauptzutat lieferten nur die Hälfte der Eiweißmenge von echtem Fisch. Produkte auf der Basis von Weizen- und Sojaprotein allerdings erreichten oft dieses Eiweißniveau.
Den geringsten Eiweißgehalt unter den zwölf überprüften Fischalternativen enthielten laut Fischer mit 0,8 und 1,6 pro 100 Gramm Räucher Lax und Tunefish der Marke Rice Up. „Das ist rund 95 Prozent weniger Protein als Lachs oder Thunfisch normalerweise liefern“, stellte die Verbraucherschützerin fest.
Auch hinsichtlich der verwendeten Öle sei ein sorgfältiger Blick auf die Zutatenliste hilfreich. Ernährungsberater empfehlen Fisch gerade wegen seiner als wertvoll geltenden Omega-3-Fettsäuren, doch gerade in diesem Punkt schnitten viele Alternativen enttäuschend ab. Bei sieben der zwölf Erzeugnisse sei Sonnenblumenöl eingesetzt worden - „eine schlechte Wahl“ nach Angaben der Expertin in Bezug auf die Zusammensetzung der Fettsäuren.
Deutlich besser seien Raps- oder Leinöl geeignet. Der Salzgehalt sei zudem bei pflanzlichen Produkten in der Regel deutlich höher bei Fischalternativen. „Wer keinen Fisch essen will und stattdessen ein Ersatzprodukt kauft, sollte immer auch einen Blick auf die Nährwerttabelle werfen“, rät Fischer denn auch.